Erfolgreiche Frauen in Männerdomänen

Doppelt so gut wie die Männer, aber nur halb so bekannt? Zum Glück gibt es auch in den von Männern dominierten Sparten in traditionellen Sportarten und im E-Sport immer mehr Ausnahmen, wenn es um erfolgreiche Frauen geht.

 

(Quelle: pixabay.com)
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Unvergessen ist dabei die im März 2021 im Alter von 51 Jahren viel zu früh verstorbene Rennfahrerin und Moderatorin Sabine Schmitz. Nur der Krebs konnte die „Königin der Nordkurve“ besiegen, die 1996 als erste Frau überhaupt ein 24-Stunden-Rennen auf dem legendären Nürburgring gewonnen hatte. Zum internationalen Star wurde sie durch die Sendung „Top Gear“, deren deutsche Ausgabe sie mitmoderiert hat. In der britischen Originalausgabe der Kultsendung rund um schnelle Autos und schnoddrige Sprüche wurde sie schnell zu einem der beliebtesten Gaststars, dank ihres Humors, ihres strahlenden Lächelns, und vor allem ihres fahrerischen Könnens, das ihr selbst das „Enfant terrible“ der Show, Jeremy Clarkson, neidlos eingestand.
Sabine Schmitz, die 2005 gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Klaus Abbelen mit Frikadelli Racing einen eigenen Rennstall gegründet hatte, war dank der bei Rennfahrern populären Gastwirtschaft „Pistenklause“ ihrer Mutter seit ihrer Kindheit vertraut mit den Boliden und ihren Fahrern. Ein VLN-Titel in der „Grüne Hölle“ genannten Langstreckenmeisterschaft und zwei Siege im 24-Stunden-Rennen haben ihr auf ewig einen Platz in der Rennfahrgeschichte gesichert.

Eine Frau, die bei ihren Gegnern jede Menge Respekt und zudem Millionenbeträge gewonnen hat, ist Vanessa Selbst. Die mittlerweile in den Ruhestand vom aktiven Zocken getretene Pokerspielerin hat im Laufe ihrer 2006 gestarteten Karriere rund 11,8 Millionen US Dollar an Siegprämien kassiert. Ihr höchster Einzelgewinn allein war schon mehr als 1,8 Millionen Dollar wert. Als bisher einzige Frau unter den erfolgreichen Pokerspielerinnen schaffte Vanessa Selbst es vom Juni bis Juli 2014 sogar auf den Spitzenplatz der Poker Weltrangliste, und mit drei Bracelets der World Series of Poker hat sie so manchen männlichen Profi weit hinter sich gelassen, selbst wenn diese finanziell noch erfolgreicher waren.

Das liegt auch an Vanessas selbsts bevorzugten Spielen. Während die meisten Zocker und die üppigsten Töpfe beim Texas Hold ’em zu finden sind, ist sie zumeist im No Limit Hold ‘em und Pot Limit Omaha angetreten. Die Pokerkönigin, die sich am Kartentisch unter anderem ihr Studium an der Eliteuniversität Yale verdient hat, hat seit ihrem Rückzug aus dem aktiven Spiel ihr Augenmerk auf die ebenfalls mathematisches Können erfordernde Finanzbranche gelegt.

Mit 23 Grand-Slam-Titeln ist Serena Williams der erfolgreichste Tennisstar aller Zeiten, noch vor Roger Federer und Rafael Nadal. Doch auf der Basis einer 2014 veröffentlichten Studie von Rose Baker und Ian McHale, nach der unter anderem das Verhältnis von Grand-Slam-Turnieren zu Titelgewinnen sowie die Stärke der jeweiligen Gegner untersucht wurde, ist Serena Williams bei weitem nicht die einzige Frau, die es mühelos mit den Superstars unter den Tennisherren aufnehmen kann. Danach wäre die Nummer eins im Damentennis noch immer Steffi Graf. Insgesamt lag das deutsche Tenniswunder 377 Wochen lang an der Spitze der Weltrangliste.

Mit sieben Siegen in Wimbledon, sechs Titeln bei den French Open, fünf Titeln bei den US Open und vier Siegen bei den Australian Open brachte sie es im Laufe ihrer sportlichen Karriere auf 22 Grand-Slam-Titel. Zudem wurde Steffi Graf 1988 zur bisher einzigen Tennisspielerin der Welt, Männer inklusive, die im selben Jahr mit Siegen in allen vier Grand-Slam-Turnieren sowie olympischem Gold den Golden Slam holte. Martina Navratilova, die 332 Wochen lang die Listen bei den Damen anführte, hält mit neun Wimbledon-Siegen den Rekord im traditionellsten Rasenturnier der Welt. Damit hat sie einen Titel mehr in Wimbledon verzeichnet als Roger Federer, der das Turnier bei den Herren dominiert.

 

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Auch im Skateboarden holen die Frauen kräftig auf. Zur Jahrtausendwende galten Mädchen auf dem Brett noch als die Ausnahme. Inzwischen ist das erste deutsche Team bei der Olympiade in Japan am Start gewesen. Bundestrainerin Lea Schairer hat denn auch einen neuen Respekt für Frauen auf dem lange als reine Männerdomäne angesehenen Skateboard registriert. Als Star des deutschen Teams gilt die erst 14 Jahre alte Lilly Stoephasius, die 2019 bereits als Elfjährige den deutschen Meistertitel geholt hatte.

Was den Esport anbelangt, sind die Frauen noch nicht ganz so weit, aber mit einer fast gleich geteilten Teilnehmerzahl, was das Zocken von Videospielen aller Art im Hobbybereich anbelangt, ist es kein Wunder, dass auch unter den Profis immer mehr Frauen sich sowohl als Kommentatorinnen wie als Gamerinnen einen Namen in der männerlastigen Sportbranche machen.

Zu den bekanntesten gehört die Belgierin Eefje Depoortere alias Sjokz. Sie hatte 2012 ihre Karriere im Esport als Journalistin bei SK Gaming und dem CyberSportsNetwork gestartet. Zudem produzierte sie nebenbei ihre eigene League of Legends Nachrichtenshow. Seit 2013 kommentiert sie als Sjokz für Riot Games in der EU LCS. 2020 erhielt sie zum dritten Mal in Folge bei den Game Awards die Auszeichnung zum Best Esports Host.

Ebenfalls bei der EU LCS ist die Esport-Redakteurin Laure Valee tätig. Die Französin führt dort die Interview-Segmente der Live-Show.

Professionelle Gamerin ist die Kanadierin Sasha Hostyn, die unter dem Namen Scarlett als Starcraft 2-Spielerin beim Team Shopify Rebellion unter Vetrag ist. In ihrer aktiven Karriere hat sie es inzwischen auf fast 400.000 US-Dollar an Preisgeld gebracht.

Erfolgreiche Sportfrauen in Männerdomänen – wenn es auch selten Trailblazerinnen wie Sabine Schmitz gibt, so machen dennoch immer weibliche Talente den Platzhirschen Konkurrenz, selbst wenn sie zumindest am Anfang damit rechnen können, doppelt so gut sein zu müssen, um halb so bekannt zu werden.

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