Glücksspiel ist Männersache? Neue Erkenntnisse zu brisantem Thema

Glücksspiel ist Männersache?
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Tatsächlich verbirgt sich in diesem Modell zumindest ein Stückchen Wahrheit. Denn männliche Spieler sind in den deutschen Casinos klar in der Überzahl. Dennoch entdecken immer mehr Frauen die Welt der Einsätze für sich, wie eine Studie der Universität Hohenheim unter Beweis stellt.

Abgesehen von den vielseitigen Unterschieden, die zwischen den Geschlechtern festgemacht werden können, zeigt sich in der Welt des Glücksspiels eine allgemeine Tendenz. Demnach wächst die Zielgruppe stetig, welche die in der Branche operierenden Unternehmen mit ihren Offerten erreichen. Dies spiegelt sich auch in den Umsätzen wieder, die in ihrem jährlichen Niveau längst die Milliardengrenze überschritten haben. Dabei kommt besonders den digitalen Anbietern eine wichtige Rolle zu. Sie bieten ihren Kunden die Gelegenheit, rund um die Uhr auf das Angebot zuzugreifen. Gleichsam wuchs die Zahl der Slots und Spiele, die für einen Einsatz in Erwägung gezogen werden können. Auf dieser Grundlage lässt sich leicht nachvollziehen, warum eine regelrechte Welle der Begeisterung einen so starken Effekt nach sich ziehen konnte.

Die spärliche Datenlage

Tatsächlich konzentrierte sich auch die Forschung in den vergangenen Jahren auf das Spielverhalten einer männlichen Zielgruppe. Entsprechend spärlich ist die Datenlage, was die Welt der Spielerinnen angeht. Zumindest eine gesündere Einstellung zum Glücksspiel kann ihnen jedoch attestiert werden. Unter den befragten Frauen in der Studie der Universität Hohenheim, die sich aktiv in der Welt des Glücksspiels bewegten, waren nur 0,31 Prozent als pathologische Spielerinnen einzuordnen. Im Vergleich dazu liegt dieser Wert bei Männern mit 1,31 Prozent deutlich höher. Die Forscher zogen daraus den Schluss, dass Frauen seltener der Spielsucht verfallen, als Männer. Tatsächlich trägt die weibliche Widerstandskraft hier einen wichtigen Teil dazu bei, dass eine gesunde Annäherung an die Welt der Casinos möglich war. Setzen sich bei Frauen allerdings die ersten Anzeichen einer Spielsucht durch, so prägt sich diese deutlich schneller aus, als dies bei Männern der Fall ist.

Doch natürlich kommt dem Geschlecht bei der Anfälligkeit für Spielsucht nicht die Hauptrolle zu. In der Praxis entscheidet vor allem die persönliche Vergangenheit darüber, welcher Zugang zu den Spielen gefunden werden kann. Mehr als die Hälfte der Befragten, die mit einer pathologischen Form der Spielsucht in Verbindung gebracht wurden, verfügte über traumatisierende Erfahrungen in der eigenen Vergangenheit. Somit ist es häufig dem Prozess der späten Verarbeitung geschuldet, dass das Glücksspiel im Laufe der Zeit zu einer unverzichtbaren Komponente im eigenen Alltag wird.

Die Motive des Spiels

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Wer sich für den Besuch in einem Casino entscheidet, hat damit stets gewisse Motive im Hinterkopf. Tatsächlich war es bei beiden Geschlechtern die Aussicht auf attraktive Gewinne, die den Ausschlag gab. Während Frauen dieses Motiv mit Abstand am stärksten gewichten, zeigt sich auch hier auf männlicher Seite ein anderes Bild. Hier ist es nicht nur der Wunsch nach einem großen Gewinn, der die eigene Sehnsüchte treibt. Auf der anderen Seite spielt der Drang eine Rolle, die eigene Leistung innerhalb des Spiels zu verbessern und dadurch eine bessere Performance an den Tag zu legen. Natürlich sind die Möglichkeiten der Verbesserung bei vielen Spielen begrenzt. Auch deshalb entdecken viele Männer die Welt des Pokers für sich. Denn hier ist nicht allein das Glück für die persönlichen Gewinne verantwortlich. Vielmehr liegt es in der eigenen Entscheidungskraft, ob die richtigen Optionen am Spieltisch gewählt werden. Die finanzielle Bilanz wird dadurch mehr und mehr zu einem Indikator für die eigenen Fähigkeiten, mit denen die Konkurrenz beeindruckt werden kann.

Auf weiblicher Seite liegt wiederum das pure Glück im Mittelpunkt. Die Freuden des Spiels erwachsen hier häufiger aus Momenten, auf die die eigene Leistung überhaupt keinen Einfluss hatte. Dementsprechend wandelt sich auch das Spektrum der Spiele, die besonders gerne genutzt werden. Bei Frauen ist der Anteil diverser Lotterien sehr viel höher, die bekanntlich dem einzelnen Spieler kaum einen Einfluss auf die Gewinnerwartung gewähren. Im Feld der Sportwetten dominieren wiederum die Männer, was laut den Forschern der Uni Hohenheim nicht allein der höheren Begeisterung für Fußball und Co. geschuldet ist. Denn auch dort spielt die Geschicklichkeit des einzelnen Akteurs eine große Rolle, wenn es um die spätere finanzielle Bilanz geht. Am Ende scheinen diese Angebote eine klar männlich dominierte Zielgruppe anzusprechen.

Die gesellschaftliche Perspektive

Auch aus gesellschaftlicher Perspektive wird deutlich, warum die beiden Geschlechter einen unterschiedlichen Zugang zur Welt der Casinos pflegen. Während das Glücksspiel in Europa bereits zur Zeit des Barocks an Bedeutung gewann, ist die Geschichte weiblicher Spielerinnen deutlich kürzer. Denn in den vergangenen Jahrhunderten wurde der Besuch in einem Spielhaus als Privileg der Männer betrachtet. Frauen war der Zutritt aus diesem Grund zunächst gänzlich verboten, während sie später eher in der Rolle des dekorativen Objekts und als hübsches Anhängsel der Männer einen Platz zugewiesen bekamen. Tatsächlich brachten erst die vergangenen Jahrzehnte einen signifikanten Fortschritt hinsichtlich dieser Betrachtungsweise.

Ist von einem Anstieg der weiblichen Casinospielerinnen in den vergangenen Jahrzehnten die Rede, hat dieser demnach nur bedingt mit einem allgemeinen Gemütswandel in der Welt der Frauen zu tun. Vielmehr spielt die Tatsache eine Rolle, dass die Tolerierung des Casinobesuchs sich ohnehin erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schickte. Langzeitstudien, wie sie zu diesem Thema immer wieder gerne angestellt werden, haben aus diesem Grund eine stark begrenzte Aussagekraft. Dies sollte sich jeder vor Augen halten, der auf der Basis verschiedener Studien zu einer genaueren Einschätzung von diesem Thema finden möchte.

Neurobiologische Ansätze

Während der Rückblick in der gesellschaftlichen Historie hier also nicht zwingend zu einem belastbaren Ergebnis führt, lohnt sich der Blick aus der Perspektive eines Neurobiologen. Auf verschiedenen Teilgebieten der Wissenschaft wurden bereits in den vergangenen Jahren Studien durchgeführt, die sich mit dem Suchtverhalten der Geschlechter befassen. Hier wurde deutlich, dass Männer sehr viel eher dazu neigen, sich in eine Tätigkeit zu verbeißen, mit dem Ziel vor Augen, daraus einen persönlichen Nutzen zu ziehen, der etwa materieller Natur sein kann. Manche Forscher sehen dahinter den evolutionären Drang, eine bessere Lebensgrundlage für die eigenen Nachkommen zu schaffen und ordnen die Tätigkeit somit der Rolle des Versorgers zu, die in unserer heutigen Lebenswelt freilich eine weniger bedeutende Rolle spielt. Auch darin ist ein Grund zu sehen, dass finanzielle Motive beim Glücksspiel stets eine wichtige Rolle spielen. Das Konkurrenzdenken trägt weiterhin dazu bei, dass Männer viel eher dazu neigen, die eigenen Leistungen im Spiel verbessern zu wollen. Der Gewinn wird demnach nicht allein den Gesetzen des Zufalls zugeschrieben, sondern wird direkt mit der eigenen erfolgreichen Herangehensweise an die Situation verknüpft.

Erkenntnisse im Casino von heute

Doch was bedeuten nun diese wissenschaftlichen Erkenntnisse für das Spiel im Casino? Tatsächlich ist die Studie der Universität kein Freifahrtschein für Frauen, sich nun hemmungslos dem Glücksspiel zu widmen. Denn trotz der höheren Widerstandskraft und der geringeren statistischen Gefahr, in die Spielsucht zu rutschen, handelt es sich nur um Metadaten, die nicht eins zu eins auf die persönliche Situation übertragen werden können. Auf der anderen Seite ist es den Glücksspiel-Anbietern auf der Basis dieser Erkenntnisse gelungen, die eigene Werbung neu zu strukturieren. Wie sich an Spielautomaten wie Lucky Lady’s Charme zeigt, die in klischeehafter Weise auf die Welt junger Frauen zugeschnitten sind, fand längst ein Umdenken statt.

Tatsächlich reicht ein wenig Achtsamkeit aus, um sich selbst von dieser Strategie der Konzerne zu überzeugen. Der überwiegende männliche Zuspruch zur Welt der Sportwetten führte zu einer entsprechenden Werbeweise. Hier sind es meist alternde Fußballstars, die auf den Plakaten für die Anmeldung und Registrierung werben. Deutlich geschlechtsneutraler kommt derweil die Werbung für Online Casinos einher. Hieran wird deutlich, dass die Konzerne daran interessiert sind, Frauen und Männer gleichermaßen anzusprechen. aus ihrer Sicht verbirgt sich dahinter eine Möglichkeit, in Zukunft über eine noch größere Zielgruppe zu verfügen, die sich für die eigenen Angebote interessiert. Natürlich wird erst der langfristige Blick zeigen, welches Potenzial tatsächlich hinter dieser neuen Werbeweise steckt. Doch schon jetzt gehen Experten von einem gestiegenen Anteil an Spielerinnen aus, die sich in den Online Casinos bewegen. Die juristische Grauzone, in der sich die Anbieter in Deutschland nach wie vor bewegen, macht es jedoch sehr schwer, wirklich aussagekräftige Studien zum Anteil der Geschlechter in die Wege zu leiten, die einer Überprüfung standhalten würden.

Sind biologische Faktoren ausschlaggebend für den Erfolg?

Natürlich ist nun die Frage berechtigt, ob denn die geschlechtsspezifischen Voraussetzungen am Ende darüber entscheiden, ob ein Akteur erfolgreich ist. In der Praxis lässt sich nicht leugnen, dass unterschiedliche Eigenschaften in unterschiedlichen Arten des Glücksspiels gefordert sind. Während Frauen durch den vermeintlich kühlen Kopf einen Vorteil in Lotterien auf ihrer Seite hätten, würden das Konkurrenzdenken und das Erfolgsstreben bei Männern für Vorteile beim Pokerspiel sorgen. Letztendlich handelt es sich hierbei jedoch um reine Spekulationen, die sich wohl nie am praktischen Beispiel überprüfen lassen.

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