Jubel für Österreich, Buh-Rufe für Russland
Der österreichische Paradiesvogel Conchita Wurst hat in Kopenhagen alle Zweifler und Spötter eines Besseren belehrt und den Sieg beim Eurovision Song Contest eingestrichen. Mit ihrer Bond-esken Ballade „Rise Like A Phoenix“, die sie in atemberaubender Robe und mit Videoinstallation grandios performte, setzte sich die als Tom Neuwirth geborene Dragqueen gegen 26 Mitbewerber, darunter die ebenfalls sehr starken Niederlande und Schweden, durch.
Nach der im Vorfeld kontrovers diskutierten Nominierung der Dragqueen mit Vollbart freut es ihre Fans und Befürworter vor allem, dass die Zustimmung aus ganz Europa kam. Selbst aus eher als konservativ geltenden Ländern wie Israel, Aserbaidschan, Litauen bekam Conchita zum Teil die Höchstpunktzahl von 12 Punkten, sodass am Ende 290 Punkte für den klaren Sieg zusammenkamen.
Russland vergab übrigens 5 Punkte. Die Weltmacht musste sich den Unmut des Publikums gefallen lassen: Das übliche Punktegeschachere der ehemaligen Ostblockstaaten und die großzügige Punktevergabe an Russland wurden mit anhaltenden Buhrufen quittiert. Die Spaßveranstaltung ESC zeigte sich also mal politisch. Das ist wohl genauso eine Premiere, wie der Triumph einer bärtigen Dame. Ein bisschen unfair war das natürlich für die 16-jährigen Tolmachevy Sisters, die für Russland angetreten waren und mit Putins Politik sicher nichts am Hut hatten. Und das Punktegeschiebe macht ja auch nicht vor anderen Ländern halt. Gerade die skandinavischen Länder sind da keine Unschuldslämmer.
„Frieden, Liebe, Toleranz und Akzeptanz“
Udo Jürgens, der den Grand Prix 1966 mit seinem Liebeslied „Merci, Chérie“ gewann, sieht den Sieg von Conchita Wurst als „wichtiges Signal an die Welt“. Er zeige, dass Europa ein toleranter Kontinent sei, in dem auch andere Lebensformen und Ideen ihre Chance hätten, so der Entertainer. Daran hatte man nach den Anfeindungen im Vorfeld so seine Zweifel. In Weißrussland wollte man mit einer Petition den „beleidigenden“ Auftritt der Österreicherin gleich ganz verhindern und der St. Petersburger Lokalpolitiker Vitali Milonow beschimpfte den ESC sogar als „europaweite Schwulen-Parade“ und nannte die Teilnahme der Dragqueen eine „unverhohlene Propaganda von Homosexualität und spirituellem Verfall“.
Gerade wegen solchen Aussagen ist die Botschaft des Sieges von Conchita Wurst so wichtig, denn wie sie selbst nach ihrem Triumph zusammenfasst zeige er, dass es „da draußen“ Leute gebe, die an eine von „Frieden, Liebe, Toleranz und Akzeptanz“ geprägte Zukunft glaubten.
Ach, unsere deutschen Teilnehmer Elaiza haben es übrigens auf den 18. Platz geschafft. Dieser abgeschlagene Rang entspricht sicher nicht der guten Leistung des Trios, aber die Konkurrenz war groß und da wir gleich nach Österreich dran waren, konnten wir nur blässlich wirken. Schade eigentlich …